Über Stadtbewegung

Sport verbindet

Unter dem Motto ,,Die Stadt ist unser Sportplatz“ organisiert der Verein Stadtbewegung jede Woche viele Bewegungsangebote für Nachbarinnen in Berliner Parks und Grünanlagen. Die Angebote, wie zum Beispiel Spaziergehgruppen, Fitnessübungen für Einsteigerinnen, Yoga oder Tischtennis, sind bewusst niedrigschwellig und richten sich an Menschen mit geringem Einkommen oder an solche, die aus verschiedenen kulturellen und sozialen Gründen keinen Zugang zu traditionellen Sportvereinen haben.

Die Idee dazu hatte der Kulturwissenschaftler Robin Spaetling. Nach seinem Studium organisierte er einige Jahre lang Veranstaltungen im Kulturbereich. Schon damals interessierte er sich für das Thema Nachbarschaft. ,,ln Berlin beobachte ich jeden Tag, dass Menschen alleine und einsam sind. Es entstehen Barrieren zwischen den verschiedenen sozialen Gruppierungen, und sie lernen sich nicht kennen. Ich finde das total schade“, meint er. Mit der Zeit kam er dann, auch aus persönlichem Interesse, auf den Bereich Sport und Bewegung. Er machte eine Weiterbildung zum Trainer für Fitness- und Gesundheitssport und gründete mit anderen den Verein Stadtbewegung.

Von seiner Idee, Sport als Mittel zur Begegnung zu nutzen, ist er nach wie vor begeistert: ,,Man muss noch nicht mal die gleiche Sprache sprechen. Der gemeinsame Sport verbindet die Menschen, sie sind stolz auf sich und fühlen sich danach glücklich. Dieses Gefühl nehmen sie dann mit nach Hause“, erzählt er. Denn in den Gruppen soll nicht nur einfach das Bewegungsprogramm absolviert werden. Die Trainerinnen versuchen, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu kreieren, damit die Teilnehmenden nach dem Sport noch bleiben und miteinander ins Gespräch kommen. ,,Die Herausforderung dabei ist, die diversen Gruppen so anzuleiten, das alle sich wertgeschätzt fühlen und ein Gruppengefühl entsteht“, erklärt Spaetling. Oft funktioniert das. Menschen entdecken plötzlich Gemeinsamkeiten, wohnen zum Beispiel in der gleichen Straße oder haben ein gemeinsames Hobby. ,,Das sind dann die schönen Momente“, meint er.

Die größte Herausforderung sei jedoch, die Menschen zum Mitmachen zu motivieren, denn die Hürden, das erste Mal zu einer neuen Gruppe hinzugehen, seien sehr groß. Die Öffentlichkeitsarbeit und das Bewerben der Veranstaltungen gehören auch zu den Aufgaben von Robin Spaetling. Er gestaltet die Internetseite und betreut den lnstagram-Kanal. Seine Erfahrungen im Veranstaltungsmanagement helfen ihm zudem dabei, die einzelnen Angebote zu koordinieren und bei Ausfällen zum Beispiel Vertretung zu organisieren. Auch seine langjährige Erfahrung im Fundraising kommt ihm hier zugute: Er beantragt die unterschiedlichen öffentlichen Förderungen, über die sich die Vereinsarbeit finanziert. Seine wichtigste Aufgabe ist jedoch die Koordination und Betreuung der zumeist ehrenamtlichen Trainerinnen. Dazu organisiert er regelmäßige Treffen, bei denen sie sich als Gruppe stärken, über Probleme sprechen und gegenseitig Tipps geben. „Ich sorge dafür, dass es ihnen gut geht. Damit sie dann wieder dafür sorgen können, dass es den Teilnehmenden gut geht,“ erzählt er und lacht.


Text: Sarah Kröger, Erschienen in WILA Arbeitsmarkt 33 I 2021 Seite V

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