Suprsports: „Stadtbewegung denkt Sportverein neu“

Stadtbewegung Menschen beim Sport im Park Entspannung

Die Sportplattform „Suprsports“ stellt unseren Verein vor. Sie schreiben:

Berliner Stadtbeweger denken Sportverein neu –
Sportangebot für modernes Stadtleben

„Wir leben in der Stadt in festgefahrenen Blasen. Unsere Sportangebote durchstoßen diese Blasen und man lernt neue, andere Menschen kennen“, sagt Robin Spaetling, einer von zwei Vorständen von Stadtbewegung, einem im April 2017 gegründeten Sportverein in Berlin. Ja, Sportbewegung ist ein Verein und versteht sich auch so, aber Stadtbewegung ist mehr. Laut eigener Aussage: Projektträger, Anlaufstelle, Interessensvertretung, Vernetzungsplattform.

Bei Stadtbewegung steht der soziale Aspekt im Vordergrund: Die Trainings richten sich explizit auch an Menschen, die sich selbst als „unsportlich“ bezeichnen würden. Die Teilnahme ist daher auch ohne Sportkleidung möglich. Stadtbewegung e.V. hat die Erfahrung gemacht, dass niedrigpreisige Angebote im öffentlichen Raum eine hohe Attraktivität ausstrahlen. Sie sind niedrigschwellig und laden zum Ausprobieren ein. So kann schnell die Lust an der Bewegung wieder vermittelt und langfristig verankert werden. Die Teilnahme wirkt sich auf Selbstwertgefühl und Gesundheitszustand positiv aus. Dem Anstieg von psychosozialen Krankheiten, sowie Einsamkeit begegnet das Angebot mit gemeinschaftlichen Trainings, so dass die Lebensqualität und Alltagsqualität der Teilnehmenden gesteigert wird. Menschen mit Ausgrenzungserfahrungen und geringem Einkommen haben durch Stadtbewegung die Chance, an offenen und unverbindlichen Bewegungsangeboten teilzunehmen.

Die Stadtbeweger bringen Nachbarn zusammen

Die Stadtbeweger sind überzeugt: Berlin hat sich verändert, nicht nur in seiner Infrastruktur. Die sozialen Strukturen verändern sich rasend schnell. Spaetling: „Gerade in Berlin leben sehr viele Menschen mit wenig oder gar keinem Einkommen, was den Zugang zum Sport erschwert. Es gibt kulturelle Hindernisse, weil der organisierte Sport wie er seit Jahrzehnten in Deutschland erfolgreich war, bei vielen Menschen nicht bekannt ist. Junge Leute wollen sich häufig nicht binden, Vereinssport passt nicht zu ihrem Lebensstil.“
„Wir wollen Menschen, Leute aus der Nachbarschaft zusammenbringen, Anonymität und Einsamkeit bekämpfen – Menschen vereinsamen, weil sie sich unsicher fühlen“, sagt Robin Spaetling. Ihr Ziel bei Stadtbewegung ist es, „möglichst so viele Trainings wie möglich gefördert zu bekommen mit öffentlichen Geldern. Die sind dann kostenlos für die Teilnehmer.“ […]

„Wir wollen den öffentlichen Raum zurückerobern“, erklärt Spaetling. Maßnahmen ergreifen gegen Berliner Herausforderungen wie Vandalismus, Vermüllung oder gefühlte Unsicherheit in der eigenen Nachbarschaft. Hehre Ziele in einer Stadt, in der die Polizeidirektorin, deren Büro direkt am Tempelhofer Feld, einer riesigen innerstädtischen Freifläche, die unzählige Menschen zum unorganisierten Sportreiben nutzen, in kleiner Runde gesagt haben soll, dass sie sich nicht traue über das Areal zu joggen, weil ihr das zu unsicher sei (Quelle: Tagesspiegel Checkpoint vom 20.12.2018).“

Um eine stärkere Stimme gegenüber Politik und Verwaltung zu erreichen, hat sich der Verein mit anderen Initiativen zum Netzwerk Urbaner Sport Berlin zusammengeschlossen. Gemeinsam werden Handlungsempfehlungen und konkrete Forderungen erarbeitet.

Robin Spaetling und seine Mitstreiterinnen haben sich als Trainer an der Landessportschule Berlin ausbilden lassen. Dort lernte er Menschen kennen, die so denken wie er: „In Berlin ist nur der organisierte Sport sichtbar und auch nur dieser wird gefördert.“ Obwohl im Sportförderungsgesetz explizit gefordert ist, sport- und bewegungsinteressierte Berlinerinnen auch ohne organisatorische Bindung zu unterstützen. […]

„Berlin hat einen Nachholbedarf in Sachen Sport im öffentlichen Raum. Die Stadt hatte das bislang nicht auf der Agenda. Andere Städte sind da weiter. Ein Beispiel gefällig: Sportplätze sind als Sportflächen gewidmet und dürfen nur von anerkannten, förderungswürdigen Vereinen genutzt werden“, erzählt Spaetling. Stadtbewegung setzt sich dafür ein, den öffentlichen Raum für den Sport, nicht nur den organisierten, zu nutzen. Stadtbewegung setzt sich ein für bedachte Sportareale, Umkleiden für Sport im öffentlichen Raum, für eine gute Beleuchtung, die Sicherheit gibt und eine längere Nutzung von Plätzen, auch Mehrfachnutzung ermöglicht.

[…] Stadtbewegung musste lernen, dass viele Menschen sich nicht trauen, auf die Gruppen zuzugehen. „Oft mangelt es einfach an Sportkleidung und Schuhen. Viele können sich das nicht ohne Weiteres leisten. Gerade diesen Menschen aber tut es gut, sich in der Gemeinschaft zu bewegen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das braucht einen langen Atem. Aber zu beobachten, wie es Ihnen dann besser geht mit den Wochen – das ist toll zu sehen.

Sport verbindet. Damit wirbt auch der organisierte Sport. Doch was unterscheidet Stadtbewegung von vielen traditionellen Sportvereinen? Spaetling: „Ich vermute, das Unverbindliche, Flexible. Das Modell mit der Jahresmitgliedschaft wird in Zukunft nicht mehr so funktionieren, das müssen klassische Sportvereine lernen. Dazu haben wir offene Gruppen und sind megainklusiv, so, dass alt und jung, dick und dünn, sportlich und unsportlich zusammen Sport machen. Das hat auch mich überrascht, dass es so gut funktioniert – dass die Leute wiederkommen, obwohl die Gruppen so unterschiedlich sind.“ Vielfalt im Sport eben.

Der ganze Text unter:
https://www.suprsports.de/stadtbewegung-sport-oeffentlicher-raum/

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